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Musik, Kunst und Kultur
29.04.2023
28.04.2023 08:42 Uhr

Belletristik: Die Bestseller der Woche

Bild: Adobe Stock
Der Schweizer Buchhandels- und Verlags-Verband präsentiert die Bestseller-Bücher der Woche.

1. Martin Suter – «Melody»

In einer Villa am Zürichberg wohnt Alt-Nationalrat Dr. Stotz, umgeben von Porträts einer jungen Frau. Melody war einst seine Verlobte, doch kurz vor der Hochzeit – vor über 40 Jahren – ist sie verschwunden. Bis heute kommt Stotz nicht darübe hinweg. Für die Ordnung des Nachlasses stellt der alte Herr einen Studenten ein, der diesen Job dringend braucht. Nach und nach stellt sich Tom die Frage, ob Dr. Stotz wirklich ist, wer er vorgibt zu sein.

«Martin Suter gilt als Meister einer eleganten Feder, die so fein geschliffen ist, dass man die Stiche oft erst hinterher spürt.»: Monika Willer, Westfalenpost Westfalenpost

Buch auf Orellfüssli

«Mit den Bildern ging es ihm anders als mit den Möbeln: Er konnte sich von keinem trennen. Als die Männer sich verabschiedeten, hingen in der Wohnung wohl etwas zu viele davon. Aber jedes half Tom, sich am neuen Ort etwas zu Hause zu fühlen.»
Leseprobe aus «Melody»

2. Christine Brand – «Der Feind»

Ein bizarrer Mord sorgt für Aufsehen: Ein Mann wurde an sein Bett gefesselt und hingerichtet. An den Füßen trägt er rote Stöckelschuhe. Schnell stellt sich heraus, dass er zuvor eine Drohung erhielt: ein Foto von sich selbst mit dem Absatz eines Stöckelschuhs im Gesicht. Er ist nicht der Einzige, der solch eine Nachricht bekam. Sind auch die anderen Bedrohten in Gefahr? Gleichzeitig jagt das Team um Polizeichef Sandro Bandini einen Mann, der in einer Frauendisko in einem linken Kulturzentrum um sich schoss. Die Vermutung eines rechtsextremen Hintergrunds liegt nahe, doch TV-Reporterin Milla Nova vermutet ein anderes Motiv: Frauenhass. Gemeinsam mit ihrem blinden Freund Nathaniel taucht sie in die dunkle Welt der Incels ein. Zwei Fälle, bei denen der Hass auf das andere Geschlecht eine vitale Rolle spielt. Ist es Zufall oder besteht ein Zusammenhang?

Gut informiert, gewährt Christine Brand Einblicke in die Rechtsmedizin, Schweizer Politik und menschliche Seelenpein.« Peter Twiehaus, ZDF Morgenmagazin

Buch auf Ex Libris

«Sie glaubt ihr. Sie erkennt es in ihren Augen: die Frau glaubt ihr, obwohl sie eine miserable Zeugin in eigener Sache ist. Ihre Schilderung ist lückenhaft, Erinnerungsfetzen wie verstreute Bruchstücke, die nicht zusammenpassen. Sie weiss nicht mehr, was zuerst war und was danach und was dazwischen. Sie weiss nur noch, dass sie sich wegdachte, als es unerträglich wurde.»
Leseprobe aus «Der Feind»

3. Lukas Bärfuss – «Die Krume Brot»

Adelina, Tochter italienischer Einwanderer, arbeitet in einer Schweizer Fabrik, als sie sich 1973 nach kurzer Ehe allein mit einem Kind wiederfindet, Emma. Ein quälender Kampf ums Überleben beginnt, bis sie einen älteren Belgier kennenlernt und in dessen Gutshof im Piemont zieht. Vieles wird nun leichter, aber ohne Liebe bleibt alles fad. Und eines Tages ist der Belgier fort, mitsamt dem Kind. Kurz darauf taucht ein Mann auf, ein Streuner, ein Brigant. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Emma. Der Mann ist oft fort und kehrt zurück mit Geld, Essen und Zeitungen, in denen von Überfällen und ausgeraubten Munitionsdepots berichtet wird. Er nimmt Adelina mit in seine Mailänder Kommune, und zum ersten Mal fühlt sie sich als Teil einer Gruppe. Sie macht Schießübungen und Botengänge, geht der Polizei aus dem Weg. Das ist nicht schwierig, denn die Bullen sind beschäftigt. In dieser Zeit der Bomben und der Gewalt sucht eine Mutter ihre Tochter, lange vergeblich. Bis der Streuner meldet, er habe in dem Gutshof Licht gesehen: ein Mann sei dort, ein Mann mit einem Kind.

«Am Werk von Lukas Bärfuss kann man sich blaue Flecken holen»: Germanist Peter von Matt

Buch bei Weltbild

«Zu seiner Verblüffung kehrte Paola indes nach einem Kuraufenthalt im Veltlin sichtlich genährt und mit roten Wangen nach Triest zurück. Angelo fühlte sich betrogen, eine Tote auf Urlaub, die ihre Abreise verschob und entgegen allen medizinischen Diagnosen nicht sterben wollte. Sogar der Schwiegervater hatte vor ihr das Zeitliche gesegnet, mit dem beschämten Lächeln eines Mannes, der sein Versprechen nicht halten konnte.»
Leserpobe aus «Die Krume Brot»

4. Herbert Clyde Lewis – «Gentleman über Bord»

Ein wohlsituierter New Yorker Geschäftsmann stürzt urplötzlich in eine mentale Krise. Um zu gesunden, so spürt er, muss er seinen von grauem Erfolg geprägten Alltag hinter sich lassen, und kurzerhand tritt er eine Schiffsreise an. Kaum auf See, stellt sich die erhoffte Erleichterung tatsächlich ein, doch dann ... macht er einen einzigen falschen Schritt und landet mitten im Pazifik, während sein Schiff sich immer weiter von ihm entfernt. Was denkt ein Mensch in solch einer Situation? Woraus schöpft er Hoffnung? Und wie blickt er nun auf sein Leben, dessen er vor Kurzem noch so überdrüssig war?Mit Gentleman über Bord gelang Herbert Clyde Lewis ein tiefgründiges, genial komponiertes Meisterwerk, das fast ein Jahrhundert lang weitgehend unbeachtet blieb und in der vorzüglichen Übersetzung von Klaus Bonn jetzt endlich auf Deutsch vorliegt.

«Es ist unfassbar, es ist wirklich ein Meisterwerk!»: SRF Literaturclub

Buch im Buchhaus

«Lange stand er da, fünfzehn Minuten vielleicht, lauschte dem melancholischen Sprudeln des Wassers und dem Brum- men der Motoren der Arabella, atmete ruhig die milde Luft ein und versuchte, wachen Auges dem kaum merklichen Übergang der Nacht zum Tage zu folgen. Das war freilich, wie vieles andere, ein Vergnügen, dessen ein ausgewachsener Mann müde wurde, wenn er ihm zu lange frönte.»
Leseprobe aus «Gentleman über Bord»

5. Benjamin von Stuckrad-Barre – «Noch wach?»

Benjamin von Stuckrad-Barre rechnet in seinem Roman «Noch wach?» mit dem Machtmissbrauch beim Axel-Springer-Verlag ab. Der Erzähler in «Noch wach?» begegnet in Los Angeles einer Frau, die vom Hollywood-Filmproduzenten Harvey Weinstein sexuell belästigt worden ist. Nach Berlin zurückgekehrt, wenden sich immer mehr Frauen an ihn, die ein ähnliches Schicksal teilen. Die Erzählfigur, deren Vita deutliche Parallelen zu Benjamin von Stuckrad-Barres echtem Leben aufweist, wechselt die Seiten. Ehemals war er ein Mitarbeiter eines grossen Medienhauses und Freund des Verlegers – nun kämpft er mehr und mehr aufseiten der Missbrauchsopfer.

«Benjamin von Stuckrad-Barres Roman ›Noch wach?‹ ist der erste deutschsprachige Roman, der die Widersprüche und Grauzonen verhandelt, die sich mit #MeToo verbinden. Es ist sein bestes Buch und das Beste, was man derzeit lesen kann»: FAS

«Das war, glaube ich, der eigentliche Grund für uns alle, hier zu sein, genau deshalb kamen wir alle immer wieder hierher, deshalb machten und redeten wir hier pausenlos einen solchen Superblödsinn: damit endlich Ruhe ist im Kopf. Dort, von woher wir geflohen kamen, jeder für sich, jeder anders schmerzmotiviert und auf seine Art, waren wir alle so gewesen wie Rose hier, irgendwie falsch, am Rand, unverstanden, gemieden wohl gar, Teil von gar nix, der Fehler.»
Leseprobe aus «Noch wach?»
sda