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Feusisberg
12.02.2023

Die Kältekammer – Wie viel bringt's? Ein Selbstversuch.

Nach Gesundheits-Check und Blutdruckmessen gehts im Bikini, aber mit Mütze, Handschuhen und Kuschelsocken rein in die Kältekammer.
Nach Gesundheits-Check und Blutdruckmessen gehts im Bikini, aber mit Mütze, Handschuhen und Kuschelsocken rein in die Kältekammer. Bild: Redaktion March24 & Höfe24
Ein «Gfrörli» wie mich macht es wahrlich nicht gerade an, ins Bikini zu schlüpfen, um dann drei Minuten lang bei unglaublichen minus 87 Grad (!) in der Kälte zu stehen. Für einen Selbstversuch in der Kältekammer in Schindellegi tat ich es trotzdem.

Mehr als ein Fitness-Trend?

In der Medizin wird Kälte eingesetzt, um rheumatische Entzündungen, Hauterkrankungen, Migräne oder Depressionen zu lindern. Spitzensportler nutzen die gelenkschonende Kältetherapie zur Regeneration und Leistungssteigerung. Kältetherapie soll auch die Behandlung zahlreicher Erkrankungen stützen, da sie entzündungshemmend, abschwellend und schmerzlindernd wirken soll. Wenn es so kalt ist, beschleunigt der Körper den Stoffwechsel und es werden Endorphine ausgeschüttet. Im Beauty-Bereich wird die Kältekammer auch zur Hautstraffung empfohlen. 

Während ich auf Beat Minder warte, der mit mir einen Gesundheits-Check machen möchte, kommen die ersten Gedanken: Werde ich die drei Minuten bei -87 Grad in der Kältekammer aushalten? Gerate ich in Panik? Hoffentlich spüre ich nur keine negativen Auswirkungen!

Nach kurzem Small Talk klärt Minder mich auf, was mich in der Kältekammer alles erwartet. Die Bemerkung, dass ich die Kabine, die ich noch nicht gesehen habe, jederzeit verlassen könne, wirkt beruhigend. Weniger prickelnd aber ist die Tatsache, dass ich im Bikini von angenehm warmer Raumtemperatur direkt in die -87 Grad-Kälte gehen werde.

Dann folgt auch schon der Gesundheits- Check: Herzschrittmacher, Schwangerschaft, Diabetes… alles negativ! Und das Blutdruckmessgerät sagt 100/80 bei einem Puls von 74 – auch das ist kein Hindernis für den Selbsttest. Und schon führt mich Minder in die Garderobe.

Bild: Redaktion March24 & Höfe24

Eis an den Wimpern

Doch statt mich für die Kälte warm einzupacken, entblösse ich mich bis auf den Bikini und ziehe lediglich Mütze, Handschuhe, Kuschelsocken und Crocs an. Uhr und Brille muss ich ebenfalls ablegen. Vor der Tür zur Kältekammer bittet mich Beat Minder, eine Maske anzuziehen: Das Atmen falle damit leichter.

Und dann ist es so weit: Ich trete ein. Nebel kommt mir entgegen. Ich spüre die Kälte auf meiner Haut. Drei Minuten lang? «Ich glaube nicht», schiesst mir durch den Kopf. Das Atmen fällt mir etwas schwer und ich erinnere mich, wie Beat Minder mehrfach betont hat, ruhig zu atmen. Das versuche ich und konzentriere mich fortan darauf, während auf der Seite der Zeitbalken immer kleiner wird.

Bild: Redaktion March24 & Höfe24

Kopf, Füsse und Hände scheinen lange wohlig warm zu bleiben, während Oberarme und Waden mit der Zeit zu frieren beginnen. An den Wimpern bildet sich sogar ein bisschen Eis. Immer wieder erkundigt sich Beat Minder nach meinem Befinden. Daumen hoch. Erst die letzten 10 oder 20 Sekunden beginne ich leicht zu schlottern.

Dem Heisshunger nicht nachgeben

Nach drei Minuten öffne ich die Türe von innen und trete aus der Kammer. Sofort stellen sich Glücksgefühle und Stolz ein. Die abendliche Erschöpfung ist einem Gefühl von purer Energie gewichen. Beat Minder kommt und misst die Temperatur an Wädli (11 Grad), Oberarm (14) und Bauch (17). Die Kälte verwandelt sich gleich wieder in Wärme. Ein letztes Mal lausche ich gespannt, was mir Minder rät: «Tee trinken und den möglichen Heisshunger nicht mit Schokolade stillen.» Der Stoffwechsel stelle in der Kammer um und der Körper verbrenne bis zu 500 Kalorien. Es wäre ja schade, sich diese gleich wieder anzufuttern.

Silvia Gisler, Redaktion March24 & Höfe24