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Kanton
25.07.2020

Die Pest - eine rätselhafte Krankheit

Starke Fürsprecher: In der Sebastianskapelle an der Grundstrasse in Schwyz finden sich Statuen von Maria und der Pestheiligen Sebastian und Rochus. (Bild Staatsarchiv Schwyz)
Starke Fürsprecher: In der Sebastianskapelle an der Grundstrasse in Schwyz finden sich Statuen von Maria und der Pestheiligen Sebastian und Rochus. (Bild Staatsarchiv Schwyz) Bild: Staatsarchiv Schwyz
Wir präsentieren in unserer Sommerserie 2020 einen Einblick in die Medizingeschichte im Kanton Schwyz.

von Annina Michel*

Während Jahrhunderten suchte eine rätselhafte Krankheit Europa immer wieder heim. Die Ursache war unbekannt, die Folgen katastrophal: Millionen Menschen starben an dieser «pestis», lateinisch für Seuche, genannten Krankheit. Sie förderte aber auch Entwicklungen, die noch heute die Seuchenprävention beeinflussen.

Die Pest kam 1347 nach Europa, eingeschleppt wohl über Handelsschiffe aus dem Osten. Sie verbreitete sich innert kürzester Zeit: Nur sechs Jahre später war ein Drittel der damaligen Bevölkerung Europas tot. Die Kranken klagten über Schmerzen und Fieber, hatten Beulen unter den Achseln oder in den Leisten, spuckten Blut und halluzinierten. Nach spätestens vier Tagen waren die meisten verstorben.

Das Rätsel
Als Ursache vermuteten die Ärzte Giftstoffe in der Luft, sogenannte Miasmen, die mit der Atemluft in den Körper gelangen. Diese Miasmentheorie ist übrigens noch heute in unserer Sprache präsent, etwa, wenn wir von verpesteter Luft sprechen. Um die Miasmen zu vertreiben, wurden frische Luft, wohlriechende Duftwässerchen oder die Nähe zu Ziegenböcken empfohlen, da deren Gestank selbst den Pest-Gestank übertünchen könne.

Die tatsächliche Ursache wurde erst 1894 entdeckt: das Bakterium Yersinia pestis – benannt nach seinem Entdecker Alexandre Yersin (1863 bis 1943) – löst die Pest aus. Es lebt im Blut von Nagetieren, kann aber über Flöhe auch auf den Menschen übertragen werden. Das Anschwellen der Lymphknoten sorgt für die typischen Beulen, befällt der Erreger die Lunge, kommt es zur Lungenpest – und in 99,9 Prozent der Fälle zum Tod.

Durch die ständige Nähe von Ratten, Flöhen und Menschen verbreitete sich die Pest schnell und ungehindert. Es starben so viele Menschen, dass die Friedhöfe überfüllt waren und Massengräber angelegt werden mussten. Auch in Schwyz wurde 1988 beim alten Friedhof St. Martin ein Grab mit 20 Personen entdeckt, das ins späte 14. Jahrhundert datiert wird.

Das könnte ein Hinweis auf eine Pestwelle in Schwyz sein. Es ist aber auch möglich, dass diese Personen an einer anderen Krankheit wie Typhus gestorben sind. Andere Quelle aus dieser Zeit gibt es nicht, die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen über die Pest in Schwyz stammen erst aus dem 16. Jahrhundert.

*Annina Michel ist Leiterin des Bundesbriefmuseums in Schwyz

Sommerserie

In unserer diesjährigen Sommerserie zeigen die Mitarbeitenden des Staatsarchivs Schwyz die Geschichte der medizinischen Versorgung auf und schildern die Entwicklungen im Gesundheitswesen unseres Kantons.

Dabei spielten verschiedene Institutionen wie beispielsweise die Heilbäder in Ausser- und in Innerschwyz, die Klöster und natürlich die Spitäler eine wichtige Rolle. Aber auch Magie und Religion traten immer wieder als «Mittel» zur Bekämpfung von Krankheiten auf. (red)

Ausführlicher Bericht in der Ausgabe vom Donnerstag, 23. Juli.

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