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Pfäffikon
14.07.2020

Das Warnen ist ihm lieber als das Retten

Bild: sigi
Der 51-jährige André Guggisberg ist Vize-Obmann des Seerettungsdiensts Pfäffikon. Heuer herrscht auf dem Zürichsee mehr Verkehr, als sonst.

Der Seerettungsdienst ist so etwas wie die Feuerwehr auf dem See. Er kommt, wenn Boote brennen, untergehen oder andere Pannen haben. Er wird alarmiert, wenn Menschen über Bord gehen, im oder am Wasser medizinische Probleme haben oder sonst Hilfe benötigen. Ein- bis zweimal im Jahr muss er auch Menschen vor dem Ertrinken retten. 

mit André Guggisberg
sprach Silvia Gisler

Seit Anfang Juli hatten Sie sieben Einsätze. Ein arbeitsreicher Start in die Sommerferien, nicht wahr?

Das ist richtig. Und es ist von allem etwas dabei. Drei Technische Einsätze, das sind Einsätze wie Schiffe mit leichtem Wassereinbruch über Anker aus dem Stromkabel vor der Ufnau lösen bis zu Behördenfahrten. Die anderen beiden Einsätze werden bei uns als Seenot bezeichnet. Das geht von Suchen von vermissten Personen bis zum Bergen von gesunkenen Schiffen.

Überhaupt scheint es in diesem Jahr zu vielen Unfällen und Pannen zu kommen. Täuscht dieser Eindruck?

Im Juli und August nehmen die Einsätze immer zu, da viele Menschen ihre Ferien am und im See verbringen. Wir gehen jedoch davon aus, dass aufgrund der Corona-Situation mehr Leute in der Schweiz bleiben und es zu mehr Einsätzen kommen könnte. Ob es so ist, kann ich erst Ende des Sommers sagen.

Welche Art Einsätze sind denn in diesem Jahr bisher am häufigsten?

Wie jedes Jahr sind die sogenannten TCS-Einsätze der häufigste Grund für unser Auslaufen. TCS-Einsätze sind zum Beispiel leere Batterien, Schiffe, die nicht mehr anspringen oder andere Defekte aufweisen.

Welches sind die grössten Gefahren, wenn sich mehr Menschen am, im und auf dem See befinden?

Für alle Schwimmer gilt: Nicht überhitzt ins Wasser springen! Der Körper
braucht eine Anpassungszeit. Luftmatratzen und Schwimmhilfen gehören
nicht ins tiefe Wasser, da sie keinen Schutz bieten. Wichtig auch: Alle auf dem Wasser müssen das Wetter und die Sturmwarnleuchten im Auge behalten. Gewitter können jederzeit und sehr rasch aufziehen.

Nahm denn die gegenseitige Rücksichtnahme eher zu oder ab?

Nach meinem Empfinden nimmt die Rücksichtnahme nicht zu. Was jedoch nicht ist, kann noch werden. Das kann jeder Einzelne beeinflussen! 

Auf Facebook empfiehlt der Seerettungsdienst, nie alleine zu schwimmen und neonfarbene Badekappen zu tragen. Wie gut halten sich die Schwimmer daran?

Die meisten Leute halten sich daran. Die anderen sind sich meistens der Gefahren nicht bewusst. Oder wussten Sie etwa, dass ein Schwimmer bei Wellengang für einen Bootsführer sehr schlecht zu erkennen ist?

Zu guter Letzt: Welche See-Nutzer müssen Sie am häufigsten zurechtweisen?

Wir sind der Seerettungsdienst und dürfen das Zurechtweisen der Polizei überlassen. Was nicht heisst, dass wir bei Fehlverhalten Personen nicht auch darauf hinweisen dürfen, sofern dies angebracht ist.

 

Silvia Gisler, March24