Die Corona-Krise bedeutet für die Schweiz wohl den grössten wirtschaftlichen Einschnitt seit dem 2. Weltkrieg. Der Wirtschaftsabschwung macht die Situation auf dem Arbeitsmarkt schwierig. Wer seine Stelle verliert oder nicht mehr gleich viel arbeiten kann wie vor Ausbruch der Pandemie, kann schnell in finanzielle Not geraten. Gesamtschweizerisch ist in der Sozialhilfe seit März laut der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (Skos) ein leichter Anstieg der Fallzahlen bemerkbar (+ 2,7 Prozent). Bei den meisten Fürsorgebehörden in Ausserschwyz hat man bislang kaum einen Anstieg bei der wirtschaftlichen Sozialhilfe beobachtet. Allerdings geht man in allen Gemeinden davon aus, dass sich die Situation noch im Verlauf des Jahres ändern könnte.
Kein «Corona-Effekt» …
Laut Altendorfs Gemeindeschreiber Roger Spieser hat die finanzielle Hilfe des Bundes viele Personen und Familien vor einer finanziellen Notlage bewahrt und deren Existenz vorläufig gesichert. Der Sozialdienst der Fürsorgebehörde Altendorf sei dadurch «massiv entlastet» worden. «Bislang haben nicht vermehrt Personen bei uns ein Gesuch um wirtschaftliche Sozialhilfe deponiert, das in einem Zusammenhang mit der Corona-Krise steht», so Spieser. Wolleraus Gemeindeschreiber Andreas Meyerhans teilt mit, dass man lediglich eine Person der Corona-Krise zuordnen könne. Ansonsten habe man von einem «Corona-Effekt» noch nichts bemerken können. In Galgenen wurden laut Auskunft von Gemeindeschreiber Patrick Fuchs zwei, drei Anfragen von Selbstständigerwerbenden an die Ausgleichskasse des Kantons Schwyz weitergeleitet.
… und keinen Anspruch
In Lachen stellt Gemeindeschreiberin Petra Keller vor allem im Bereich der Anmeldungen einen Anstieg fest. «Bei manchen stellt sich dann jedoch heraus, dass sie keinen Anspruch auf wirtschaftliche Sozialhilfe haben. Sei dies, dass noch Vermögen vorhanden ist oder dass ein Anspruch auf Arbeitslosen-Taggelder besteht.» Da es bei der Arbeitslosenversicherung wegen der hohen Arbeitsbelastung zu Verzögerungen kommen könne, müsse dennoch manchmal die wirtschaftliche Sozialhilfe überbrückend einspringen.
In Feusisberg gab es laut Auskunft von Corina Payer, Leiterin des Fürsorgeamts, zwar keine Zunahme von Sozialhilfegesuchen, jedoch vermehrte Beratungsanfragen. Mehr zu tun hatte man in der Gemeinde Schübelbach. Gemeindeschreiber Martin Müller: «Mitte März erreichten die Gemeinde Schübelbach diverse Anfragen und Gesuche von verunsicherten Personen. Dank der guten Kommunikation des Bundesrates konnte rasch auf vielfältige Hilfspakete, unter anderem die Erwerbsersatzentschädigung für Selbstständigerwerbende, hingewiesen werden.» Dadurch sei der Anstieg auch in Schübelbach moderat geblieben. Bereits im April sei die Zahl der Anmeldungen wieder auf ein Niveau, das nur leicht über der Norm liege, gesunken.
Nur keine Schulden machen
Personen, bei denen sich finanzielle Probleme abzeichnen, rät man, früh Hilfe in Anspruch zu nehmen. Roger Spieser: «Wir empfehlen den betroffenen Personen, lieber früher als zu spät ein freiwilliges Beratungsgespräch im Sozialdienst aufzusuchen.» Corina Payer weist auf das Sozialzentrum Höfe hin, wo sich alle Personen aus dem Bezirk beraten lassen können. Eine frühzeitige Kontaktaufnahme könne eine Aufnahme in die wirtschaftliche Sozialhilfe womöglich verhindern. Für Personen, die keinen Anspruch auf Sozialhilfe haben, aber das Geld dennoch knapp wird, nennt Petra Keller ganz konkrete Massnahmen. Das Fürsorgeamt Lachen empfehle den Umzug in eine günstigere Wohnung sowie den Verkauf von Auto oder Wertgegenständen. Bei der Arbeits-suche sei allenfalls hilfreich, auch Angebote in einem anderen Arbeitsbereich als dem angestammten zu suchen und anzunehmen. Ganz generell sei die Aufgabe des Sozialdienstes nicht nur die wirtschaftliche Hilfe, sondern auch einfach die Beratung und Betreuung von Hilfesuchenden auf freiwilliger Basis.
Relativ hohe Dunkelziffer?
Martin Müller glaubt, dass die Dunkelziffer bei den Personen, die direkt oder indirekt finanziell von der Corona-Pandemie betroffen sind, relativ hoch ist. «Wir raten diesen Menschen, sich an ihre Vermieter und Krankenkassen zu wenden, um allfällige finanzielle Engpässe zu kommunizieren. Bei den AHV-Ausgleichskassen kann auch nachträglich eine Prämienverbilligung für das aktuelle Jahr beantragt werden.» In jedem Fall seien Schulden zu vermeiden. Wenn sich jemand nicht mehr aus eigener Kraft helfen könne, würden die Sozialdienste auch eine persönliche Beratung anbieten.
Noch nicht ausgestanden
In allen Gemeinden rechnet man damit, dass sich das Problem in naher Zukunft akzentuieren könnte. «Wir erwarten innerhalb der nächsten zwei Jahre einen Anstieg der Gesuche», sagt Roger Spieser. Dabei werde es sich vor allem um den Personenkreis handeln, «dem es vergönnt sein wird», nach dem Verlust der Arbeitsstelle erneut in den Arbeitsmarkt zurückzufinden. Dies könne einerseits junge Erwachsene mit wenig Berufserfahrung oder Personen ab dem 55. Lebensjahr betreffen. Den kritischen Zeitraum von zwei Jahren vermutet auch Petra Keller. In Wollerau rechnet Andreas Meyerhans ebenfalls mit Auswirkungen: «Wir gehen von weiteren Personen aus, welche Hilfe benötigen, wenn der Anspruch bei der Arbeitslosenkasse inklusive Kurzarbeiterentschädigung ausgeschöpft ist.»