Politische Podien sind zwar etwas aus der Zeit gefallen. Erst recht, wenn sich viele Menschen Corona-bedingt noch nicht aus dem Haus getrauen. Wenn die Ausgangslage aber so delikat ist wie am 21. Juni für den zweiten Wahlgang in den Gemeinderat Freienbach, vermag so ein Podium durchaus eine stattliche Anzahl Interessierter anzulocken. So war der Saal des Restaurants Sternen in Pfäffikon am Dienstagabend ordentlich gefüllt, wenn auch in loser Sitzordnung und vor allem durch Parteiangehörige.
Alle drei gelten als wählbar
Auch wenn die Initiative für diese Veranstaltung von Otto Kümin, SP Freienbach, ausging, war es ein überparteilicher Anlass. Das Podium besetzten die drei Anwärter für den freien Freienbacher Gemeinderatssitz: Christoph Räber (FDP), Verena Vanomsen (SP) und Guido Cavelti (CVP). Dieses Trio erhielt im ersten Wahlgang ähnlich viele Stimmen, der Vierte im Bunde, der Unabhängige Ernst Schärer, stieg aus, nachdem er deutlich weniger Stimmen machte. Räber, Vanomsen und Cavelti – so war man sich allerseits schnell einig – sind als in der Gemeinde bekannte Persönlichkeiten mitanerkanntem politischem und beruflichem Hintergrund alleweil wählbar.
Fragezeichen zur abwesenden SVP
Der Teufel liegt allerdings wie meist im Detail. Und dieses brachte ModeratorinClaudia Hiestand, ehemalige Redaktorin dieser Zeitung, gleich zu Beginn aufsTapet: War es für Christoph Räber nicht ein Stich ins Herz, dass die SVP, die sich im ersten Wahlgang noch zurückhielt, nunoffiziell den CVP-Kandidaten unterstützt? Räber, in seinen Aussagen wie gewohntohne Filter, machte aus seinem Herzen keine Mördergrube: «Es war nicht nur ein Stich ins Herz, es war ein glatter Durchschuss!»
Die Ausgewogenheit, die die SVP anstrebe, hätte wenn schon bereits im ersten Wahlgang ins Feld geführt werden müssen. Räber machte keinen Hehl daraus – und räumte dies selbst in seinem Wahlflyer ein – dass der Sitz rein von der Wählerstärke her der SP zustehen würde. Räber wurde denn auch von Verena Vanomsen bestärkt und wies darauf hin, dass diese Päcklipolitik für die SP jeweils eine Glückssache sei.
Cavelti rechtfertigte das Päckli
So lag der Erklärungsbedarf bei Guido Cavelti. «Nein, es gibt kein Päckli, kein Schulterschluss, keinen Deal!», machte er klar. Er habe gerademal zwei Kontakte mit der SVP gehabt, beim Hearing und bei der Listenunterzeichnung. Wenn man so ein Angebot erhalte, lehne man es nicht ab, meinte er.
Einig waren sich die drei, dass Gemeinderatswahlen ohnehin Persönlichkeitswahlen seien, Parteisoldaten seien nicht gefragt. Cavelti nahm dabei den Vorwurf der «Naivität»nochmals auf und stellte klar, dass es nicht ein «animal politique» brauche, wie sich Räber selber betitelte, sondern Projektmanager. Zudem legten die Kandidierenden ihre persönliche berufliche und private Situation dar und wie sie diese mit dem Amt vereinen würden.
Sachpolitik ist gefragt
Nach diesen impulsiven Voten brachte Moderatorin Claudia Hiestand noch ein paar Sachthemen zur Sprache. Sowohl beim Steinfabrikareal, Anschluss Halten, bezahlbaren Wohnungsbau, Zeughaus, bei der Testplanung Ost wie bei den Publikumsfragen bezüglich Senevita und Bevölkerungswachstum zeigte sich, dass alle drei Kandidierende sehr wohl zu differenzieren vermögen und zu vernünftiger Sachpolitik fähig sind. Damit steht dem Stimmvolk eine gute Auswahl an Persönlichkeiten und weniger an Parteivertretern zur Auswahl.
Vollständiger Bericht in den Print-Zeitungen «March-Anzeiger» und «Höfner Volksblatt» zu lesen.