«Ich bin sehr pingelig», schmunzelt Bruno Kürsteiner. «Bis ich jeden einzelnen Zigarettenstummel eingesammelt habe, dauert es manchmal etwas länger.» Der Pensionär geht zweimal pro Woche auf Aufräum-Tour in seinem Quartier, das in Siebnen nahe des Kraftwerks Wägital liegt.
Während mindestens zweieinhalb Stunden sammelt er dort Essens- und Getränkeverpackungen, Zigaretten und auch aussergewöhnliche Dinge wie EC-Karten oder Töffli-Nummern ein. «Einmal habe ich sogar zwei leere Rivella-Flaschen gefunden, die mit einer Unterhose zusammengebunden worden waren», erzählt Kürsteiner kopfschüttelnd.
Kontinuierliche Sauberkeit und Sensibilisierung
Vor rund einem Jahr meldete sich Berthil van Brussel, Umweltschutzbeauftragter der Gemeinde, bei Bruno Kürsteiner und machte ihn zum ersten offiziellen Raumpaten von Schübelbach. «Nachdem die Gemeinde mehrere Clean-Up-Days organisiert hatte, haben wir über die IG saubere Umwelt (IGSU) von der Möglichkeit erfahren, Raumpatenschafts-Projekte durchzuführen», erzählt van Brussel. «Während der Clean-Up-Day einmal im Jahr für eine saubere Gemeinde und für grosse Aufmerksamkeit in Sachen Littering sorgt, sammeln die Raumpaten nun während des ganzen Jahres Abfall ein und sensibilisieren die Bevölkerung so laufend für die Littering-Problematik», erklärt er.
Auch Bruno Kürsteiner spürt, dass sein Engagement von den Schübelbachnerinnen und Schübelbachnern positiv wahrgenommen wird. Momentan ist er zwar aufgrund der besonderen Lage vor allem dann unterwegs, wenn er kaum andere Leute trifft. Aber noch Anfang Jahr habe ihm beispielsweise eine Frau sogar 5 Franken in die Hand gedrückt. «Ein Dankeschön hätte aber auch gereicht», findet er.
Umwelt- und Sozial-Projekt
Mittlerweile kümmern sich in der Gemeinde Schübelbach, zu der die Dörfer Buttikon und Schübelbach sowie ein Ortsteil von Siebnen gehören, sechs Raumpaten um sechs Gebiete. Ziel des Raumpatenschafts-Projekts sei neben der Sauberkeit und der Sensibilisierung auch der soziale Aspekt, so van Brussel. Deshalb spannen bei diesem Projekt die Abteilungen Umweltschutz und Soziales zusammen.
Zwei der sechs Schübelbachner Raumpaten sind Sozialhilfebezüger, die im Rahmen der Integrationsarbeit motiviert wurden, sich gegen Littering zu engagieren. «Dieses Engagement verhilft ihnen zu einer Tagesstruktur, zu sozialen Kontakten und zu Anerkennung und so zu einem besseren Selbstvertrauen», weiss Luigi Grob, der Job-Coach der Gemeinde Schübelbach.
Regelmässiger Erfahrungsaustausch
Nachdem das Projekt nun seit einem Jahr läuft, zieht van Brussel eine erste Bilanz: «Wir haben wohl bis zu 30 Stunden in das Projekt gesteckt, bis es vom Gemeinderat abgesegnet wurde und die Raumpaten informiert und ausgerüstet waren», so van Brussel. Die Gemeinde hat ihr Projekt auf www.raumpatenschaft.ch registriert und über die Webseite Material wie Westen bestellt. Das kantonale Amt für Umweltschutz hat das Projekt mit einem Beitrag an die Entsorgungs-, Verpflegungs- und Hilfsmittelkosten unterstützt.
Nun hofft van Brussel, dass sich weitere Menschen oder Organisationen als Raumpaten engagieren. Er betont: «Eine Raumpatenschaft eignet sich nicht nur für Pensionäre oder Sozialhilfebezüger, auch Familien, Schulen, Vereine oder Unternehmen können sich um ein Gebiet kümmern und so zeigen, dass ihnen die Umwelt und ein sauberes Schübelbach am Herzen liegen.»
Du willst dich als Raumpatin oder Raumpate gegen Littering engagieren oder ein eigenes Raumpatenschafts-Projekt organisieren? Informiere dich unter www.raumpatenschaft.ch über deine Möglichkeiten.