In der russisch-orthodoxen Kirche feiert man Ostern wie wir nach dem ersten Vollmond im Frühling. Da jedoch der julianische Kalender gilt, wird der Frühlingsanfang anders berechnet. Bei uns findet Ostern zwischen dem 22. März und 25. April statt. In Russland liegt das Fest zwischen dem 4. April und dem 8. Mai.
Wie durch die Osterfeier in Russland das Fabergé-Ei entstand

Ausgiebiges Frühstück und Ostereier für die Verstorbenen
In der Karwoche wird von Montag bis zum «sauberen Donnerstag» viel geputzt. Das ganze Haus wird gründlich gereinigt, am Schluss ist auch noch der Körper an der Reihe. Die Menschen gehen in ein russisches Dampfbad oder nehmen zuhause ein Bad.
Nach Donnerstag werden die Eier gefärbt und die traditionellen Osterbrote gebacken. Am Karfreitag herrscht Trauer, und es wird nichts gearbeitet. Am Abend des Karsamstages gehen die gläubigen Russen in die Kirche zur beginnenden Ostermesse. Die gefärbten Eier und Osterbrote werden für das Ende der Fastenzeit geweiht. So kann man am Ostersonntag ausgiebig mit der Familie frühstücken. Dabei ist das Teilen der Grundgedanke des Osterfests. Nach dem Frühstück werden Freunde besucht, Ostereier und -brote ausgetauscht.
Es wird nicht nur mit den Lebenden geteilt, auch die Verstorbenen werden in die Osterfeierlichkeiten miteinbezogen. Es ist in Russland Brauch, dass man am Ostersonntag auf den Friedhof geht und auf die Gräber der Verstorbenen die gefärbten Ostereier und -brote niederlegt – es gehört auch ein wenig Bier dazu.
Eier mit magischen Kräften
Den in den Kirchen geweihten Eiern werden magische Kräfte zugesprochen, deshalb haben sie einen besonderen Stellenwert.
- Wer ein Haus baut, sollte ein geweihtes Osterei ins Fundament legen, als Garant für Glück und Wohlstand.
- Es reicht auch, ein geweihtes Ei im Haus aufzubewahren, um sich gegen böse Geister zu schützen.
- Bei Landwirten schützen geweihte Ostereier die Ernte vor Hagelschäden und das Vieh vor Krankheiten.
- Junges Aussehen soll es bringen, ein geweihtes Osterei übers Gesicht zu rollen.
- Das erste Ei, das man am Ostersonntag von Herzen geschenkt bekommt, soll angeblich nie verderben.
- Auf den Brauch der geweihten Ostereier gehen übrigens auch die berühmten und kunstvollen Fabergé-Eier zurück. Sie waren die Edelvariante, aber viele Haushalte gingen dazu über, die Glücksbringer symbolisch aus Holz oder anderen Materialien das ganze Jahr über im Haus zu haben.

Eier als Schmuckgegenstände
Seit dem 17. Jahrhundert ist es in Russland Tradition, sich an Ostern geschmückte Eier und drei Küsse zu schenken. Je nach Wohlstand wurde anstelle der gewöhnlichen Hühnereier, solche aus Holz oder aus kostbaren Materialien wie Porzellan, Glas oder Metall verschenkt – es entstanden daraus die edlen Fabergé-Eier.
Fabergé-Eier sind Schmuckgegenstände. Sie wurden zwischen 1885 und 1917 in der Werkstatt von Peter Carl Fabergé in Sankt Petersburg angefertigt. Dabei wurden sogenannte Prunkeier hergestellt. Damals wie heute sind die Fabergé-Eier ein Inbegriff höchster Goldschmiedkunst und auch ein Symbol für Luxus.

Fabergé-Eier einst edles Geschenk – nun an Auktionen versteigert
1885 gab Zar Alexander III beim Hofschmied Fabergé das Hennen-Ei in Auftrag, welches er seiner Gattin schenkte. Sie freute sich so ausserordentlich, dass er ihr fortan jedes Jahr bis zu seinem Tod 1894 eines übergab. Am Schluss waren es zehn Stück. Sein Sohn führte bis zu seinem Sturz diese Tradition fort und liess weitere 40 Stück herstellen. Die Mehrheit der Eier kann man aufklappen und findet darin eine Überraschung.
Mit der Zeit wurde ein immer grösserer Aufwand bei der Herstellung der Eier betrieben. Entsprechend stiegen auch die Preise. Das Hennen-Ei kostete einst etwas mehr als 4 Rubel. Das teuerste Ei (Winter-Ei), das 1913 produziert wurde, kostete 24,600 Rubel. Im Inneren dieses Eies befand sich ein kleiner aus Platin und Diamanten geflochtener Blumenkorb. Die Blumen sind aus Quarz geschnitten, wobei die Stängel und der Staubbeutel aus Gold und die Blätter aus Nephrit sind.
Bei einer Auktion bei Christie's erzielte es in New York City einen Preis von 9,6 Millionen US-Dollar. 2007 wurde das sogenannte Rothschild-Ei für 12,5 Millionen an einen anonymen Bieter verkauft.

Politische Geschehnisse entscheidend
Die weitere Geschichte der 52 kaiserlichen Eier wurden durch die politischen Geschehnisse in Russland bestimmt. Lenin beschlagnamte einst einen Teil dieser Eier. Er verkaufte einige am Anfang der 1920er Jahre an westliche Kunsthändler. 2004 kaufte der russische Oligarch Wiktor Wekselbserg für umgerechnet 100 Millionen Dollar zehn Eier aus der Forbes-Sammlung. Sie können heute in Ausstellungen betrachtet werden. Bei diesen Besitzwechsel gingen sechs der 52 Eier verloren.
Von 1989 bis 2009 wurde die Tradition Fabergés durch die Pforzheimer Juwelenmanufaktur Victor Mayer mit dem Exklusivrecht, den Stempel Fabergé für ihre Produkte zu verwenden, weitergeführt.