Morgen ist Karfreitag – der Freitag vor Ostern. Er ist einer der wichtigsten Feiertage im Christentum und geht mit einigen Regeln und Bräuchen einher, die auch über die Kirche hinaus bekannt sind. Eine davon lautet: Kein Fleisch an Karfreitag. Doch woher kommt der Brauch?
Warum ist Fisch kein Fleisch?

Die katholische Kirche schreibt vor:
«Wenn immer möglich sollen gläubige Katholikinnen und Katholiken ab 14 Jahren an Freitagen und speziell an Karfreitag kein Fleisch essen. Ausgenommen von dieser kirchlichen Regelung sind Senioren, kranke Menschen und körperlich schwer arbeitende Menschen.» «Wer nicht fastet, sollte in irgendeiner anderen Art Busse tun.»
Die Regeln zum Fleischverzicht wurden allerdings 1967 durch Papst Paul VI. etwas gelockert. Seither ist es den nationalen Bischofskonferenzen selbst überlassen, ob das Fleischfasten im jeweiligen Land beibehalten wird oder nicht.
Karfreitag als Fastentag
An Karfreitag gedenken die Christinnen und Christen dem Leiden und Sterben von Jesus Christus am Kreuz. In der katholischen Kirche ist Karfreitag ein strikter Fastentag.
Dass es an Karfreitag kein Fleisch gibt, ist für Katholikinnen und Katholiken besonders wichtig. Bei den Reformierten ist der Karfreitag kein strikter Fastentag. Eigentlich ist jeder Freitag ein Gedenktag an Karfreitag und damit ein kirchlicher Busstag.
Freitag – Wähen- oder Fischtag
In der Schweiz war früher das Mittagessen freitags gesetzt: Es gab Fisch. Die Mama wälzte weisse Filets, vermutlich Dorsch, zuerst in Mehl, dann in einer Panade aus Ei und Semmelbröseln. Zu den goldgelb gebratenen Stücken schmeckte Kartoffelsalat besonders gut. Fragte man nach dem Grund für diese Standard-Mahlzeit, hiess es: «Christen dürfen freitags kein Fleisch essen.»
Tatsächlich geht der Brauch auch in der Schweiz auf Karfreitag zurück. Gläubige sollen an diesen Tagen maximal eine sättigende Mahlzeit zu sich nehmen (Fasten) und auf Fleisch verzichten (Abstinenz).
Letzteres vom Speiseplan zu streichen, geht auf biblische Fastentraditionen zurück, nach denen Fleisch von Warmblütern verboten war. «Die Kirche legte sogenannte Fastenspeisen fest», sagt Karl Schmuki von der Stiftsbibliothek St. Gallen. Demnach war lange sogar Fleischbrühe verwerflich. Im Mittelalter waren darüber hinaus Milchprodukte oder Eier – beides stammt von warmblütigen Tieren – untersagt. Fisch, ein Kaltblüter, war hingegen erlaubt. Funfact: Biber sind zwar warmblütig, galten aber im Mittelalter wegen ihres schuppigen Schwanzes und ihrer Lebensweise im Wasser als «Fische» und damit als zulässige Fastenspeise.
Die Tradition lebt weiter
Wie streng es Menschen mit dem freitäglichen Fleischverbot heute halten, ist schwer zu sagen. Die Praxis sei sicher nicht mehr so weit verbreitet wie noch vor mehreren Jahrzehnten, schätzt Hansruedi Huber. Doch die Tradition lebe weiter.
Viele Landgasthöfe etwa bieten Fisch statt Fleisch als Tagesmenü an. Und fahrende Händler kommen vor allem donnerstags und freitags in Ortschaften, um Egli oder Forellen zu verkaufen.
Freitag ist Fischtag – das hat sich, wenn auch aus weniger religiösen Gründen, eingespielt. Gesundheitliche Aspekte sind in den Vordergrund getreten. Freitag ist aber auch Wähentag – das ist ein Slogan der Bäckereien. Es hat sich in der Schweiz eingespielt, dass man freitags überall Frucht-, Käse- und Gemüsewähen kaufen kann, um auf ein Fleischgericht verzichten zu können.