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Gesundheit
26.02.2022
06.05.2022 16:01 Uhr

Fitness-Expertin klärt über Trainings- und Abspeck-Mythen auf – Teil 1

Sabrina Gibel ist Fitness-Expertin und klärt über Mythen und Wahrheiten auf.
Sabrina Gibel ist Fitness-Expertin und klärt über Mythen und Wahrheiten auf. Bild: Erika Unternährer
Sabrina Giebel vom Fitnesscenter Leuholz in Wangen spricht darüber, wie viele Sporteinheiten pro Woche optimal sind, wie Fett verbrannt und Muskeln aufgebaut werden.

Kraft- und Ausdauertraining ist nicht nur Teil des Programms für Sportlerinnen und Sportler auf Profi-Niveau, sondern findet auch grossen Anklang im Breitensport. Im Fitnesscenter geschwitzt wird vor allem dann, wenn es darum geht, den über die Feiertage gesammelten Winterspeck wieder loszuwerden.

Verschiedene Ratgeber im Netz verraten Tipps und Tricks, wie das Fett am schnellsten verbrannt und der Muskelapparat auf Höchstform gebracht werden kann. Doch bei so viel verschiedenen Informationen fragt man sich zu Recht: Welche Tipps und Ratschläge funktionieren tatsächlich und welche Behauptungen basieren lediglich auf Mythen?

Auf Anfrage gibt Sabrina Giebel Auskunft. Die 39-Jährige arbeitet als Betriebsleiterin im Sport und Fitnesscenter Leuholz in Wangen. Neben organisatorischen Aufgaben gehören auch das Beraten von Kundinnen und Kunden beim individuellen Training dazu, ebenso wie das Zusammenstellen des optimalen Trainingsplans.

Wahr oder falsch: «Wer ab-nehmen will, muss lediglich mehr Sport machen»

Es heisst nicht umsonst: «Das Sixpack wird in der Küche gemacht.» Denn: «Beim Abnehmen spielt die Ernährung eine mindestens so grosse Rolle wie das Training», sagt Giebel. Der Sport würde den Prozess unterstützen und beschleunigen, mache bei der Gewichtsabnahme aber nur 20 bis 30 Prozent aus. Wer die Kilos aber längerfristig loswerden will, müsse auch seine Ernährung dauerhaft umstellen.

Die Fitness-Expertin erklärt: «Jeder Mensch hat einen täglichen Grundverbrauch an Kalorien. Will man abnehmen, muss man darauf achten, weniger Kalorien zu sich zu nehmen, als man verbrennt.» Dazu muss man nicht unbedingt weniger essen, sondern sich angewöhnen, zu Beispiel einmal mehr zur Frucht anstatt zur Schoggi zu greifen und seinen Tagesverbrauch durch viel Bewegung nach oben zu fahren.

Reicht Sport allein aus, um eine sportliche Silouetthe zu bekommen? Bild: Unsplash

Ganz oder über sehr lange Zeit auf Nahrung zu verzichten, sei auf Dauer aber nicht nur ungesund, sondern auch kontraproduktiv, erklärt Giebel weiter: «Der Körper kommt dann nämlich in einen Sparmodus und fährt seinen Kalorienbedarf runter.» Das führt zum einen dazu, dass weniger Fett verbrannt wird; zum anderen stellt sich auch der sogenannte Jojo-Effekt ein. Die Konsequenz: Beginnt man wieder mehr zu essen, schiesst man viel schneller über den täglichen Kalorienbedarf heraus, da der Körper sich zuvor auf weniger Zufuhr eingestellt hat – und schon nimmt man schneller zu, als einem lieb ist, anstatt sein Gewicht zu halten.

Fazit: Die Behauptung stimmt nur bedingt. Sport allein führt nicht zum langfristigen Erfolg.

Wahr oder falsch: «Die Fettverbrennung beginnt erst nach 30 Minuten»

Ob liegend, sitzend, stehend oder gehend: Der Körper verbraucht Kalorien am laufenden Band – doch wird dabei auch immer gleich Fett verbrannt? Grundsätzlich ist es so, dass der Körper sich mehrerer Energiequellen bedient. Als Hauptenergiequelle dienen dem Körper jedoch seine Kohlenhydrat-Reserven, welche er versucht abzubauen. Je nach Art, Intensität und Dauer der körperlichen Belastung ändert sich die anteilige Zusammensetzung und es wird mehr Fett abgebaut. Isst man vor dem Training eine kohlen­hydratreiche Mahlzeit, kann es weit mehr als 30 Minuten dauern, bis der Körper sich für die Energiegewinnung an den Fettreserven bedient. Genauso kann es aber auch viel schneller gehen, wenn man zuvor anstatt Nudeln einfach einen Apfel oder eine Banane vertilgt.

Fazit: Die Behauptung ist im Grundsatz falsch. Wann die Fettverbrenung beginnt, ist nicht von der Zeit abhängig.

Wahr oder falsch: «Wer Fett verlieren möchte, soll Ausdauer- anstatt Krafttraining betreiben»

«Sowohl Ausdauer- wie auch Krafttraining erfordern körperliche Aktivität», sagt Giebel. Insofern würden bei beiden Trainingsarten Fett verbrannt werden.Dennoch könnten sich die optischen Resultate je nach Intensität und Häufigkeit der jeweiligen Trainingsart unterscheiden, erklärt die Fitness-Angestellte und macht ein Beispiel: «Sportarten wie Velofahren oder Langstreckenläufe trainieren die Kraftausdauer des Muskels und nicht das Volumen.» Der Muskel wird also ausdauernd, bleibt aber eher «schlank». Krafttrainings hingegen, in denen schwerere Gewichte in wenigen Wiederholungen gestemmt werden, lassen den Muskel wachsen. Durch einen erhöhten Muskelanteil wird der Grundumsatz einer Person höher und man verbraucht automatisch mehr Kalorien durch den Tag.

Muss man zuerst 30 Minuten schwitzen, um Kalorien zu verbrennen? Bild: Unsplash

Die Fitness-Angestellte empfiehlt im gewöhnlichen Trainingsalltag die Kraft- und Ausdauerübungen auch mal zu kombinieren: «Wer zwischen den Krafteinheiten ein kleines Ausdauer-Intervall einlegt, steigert seinen Puls und bringt so seinen Herz-Kreislauf in Schwung – das fördert die Durchblutung im Körper und steigert die Sauerstoffzufuhr.»

Fazit: Die Behauptung ist falsch. Fett kann sowohl mit Ausdauer- als auch mit Krafttraining verbrannt werden.

Mehr Fitness-Mythen folgen morgen um dieselbe Zeit.

Erika Unternährer, Redaktion March24 & Höfe24