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Wangen
18.02.2022
18.02.2022 15:15 Uhr

Wildhüter und «Storchen-Papa» nehmen Stellung zum «Storchen-Skandal»

Voraussichtlich im April fahren in Lachen die Bagger auf. Bleiben die Störche neben dem 36er-Schulhaus trotzdem?
Voraussichtlich im April fahren in Lachen die Bagger auf. Bleiben die Störche neben dem 36er-Schulhaus trotzdem? Bild: zvg
Der Märchler Wildhüter Steven Diethelm nimmt Stellung zum Vorfall in Wangen. Zudem erklärt «Storchenvater» Heini Rogenmoser, warum man sich keine Sorgen um die verscheuchten Störche zu machen braucht, und spricht auch über den Lachner Horst.

Am Dienstagmorgen entfernten Axpo-Mitarbeitende im Auftrag der SBB das Storchennest in Wangen oberhalb der Gleise zwischen der Donnerweidstrasseund der Kreuzstrasse (siehe Beitrag unten). Wie der Mediensprecher der SBB mitteilte, geschah dies in Absprache mit Wildhüter Steven Diethelm.

Dieser bestätigt nun die Kontaktaufnahme seitens der SBB: «Das Storchennest wurde aus Sicherheitsgründen weggenommen. Tatsache ist, dass immer wieder junge Störche zu Tode kamen, welche bei den ersten Flugversuchen mit den Stromleitungen in Kontakt kamen. Mich persönlich hat das Nest an diesem Standort aber nicht gestört.»

«Muss ein Ersatz geboten werden»

Auf Anfrage nimmt auch die Gesellschaft Storch Schweiz Stellung zur Aktion und erklärt, dass es gang und gäbe ist, «ungünstige Horste, welche eine gefährliche Umgebung für die ersten Startversuche der Jungstörche darstellen», vor dem Brutgeschäft zu räumen. «Es muss dann aber ein Ersatz geboten werden, da die Störche nesttreu sind und ohne Ersatz am gleichen Ort wieder damit beginnen, ihr Nest aufzubauen», so Medienbeauftragte Nicole Wellinger. In Wangen hat die Axpo nach dem Abräumen des Nestes daher auch einen Keil angebracht, um ein erneutes Nisten zu verhindern.

Vielleicht bleiben sie trotzdem

«Storchenvater» Heini Roggenmoser sagt, dass es gut möglich sei, dass die Störche einfach auf dem Masten nebenan wieder mit dem Nestbau beginnen. «Dann könnten sie in zwei bis drei Wochen wieder da sein», so der Lachner. Schliesslich gebe es einen Grund, weshalb sich die Störche schon vor langer Zeit für diesen Standort entschieden hätten.

Andere Möglichkeiten gebe es aber genug, zum Beispiel in Schübelbach, wo eigens für die Störche eine Plattform mit Kamera aufgebaut wurde. «Aus irgendeinem unerklärlichen Grund hat sich noch immer kein Storch eingenistet.» Dies, obwohl die Population der Störche immer mehr zunimmt, was auch Wildhüter Steven Diethelm beobachtet: «Das stellt für die Feldhasen ein Problem dar.» Hinzu kommt, dass die Störche immer seltener im Winter in die Ferne ziehen, im Fall unserer Störche nach Frankreich und Spanien.

Versetzen bringt nichts

Das Finden eines neuen, erhöhten Schlafplatzes stellt gemäss Wildhüter und Storch Schweiz kein Problem für die Vögel dar. Da es noch früh im Jahr ist, hätten die Störche auch noch problemlos Zeit, um einen neuen Horst zu bauen. Auch Heini Rogenmoser ist der Meinung, dass das Nest in Wangen zur richtigen Zeit entfernt wurde. Auf die Frage, ob man das Nest denn nicht hätte umsiedeln können, sagt der Vogelfreund:«Nein, das macht keinen Sinn. Das Nest würde auseinanderfallen.»

Ähnlich sieht dies Wellinger: «Sie würden das Nest nicht mehr als ihr eigenes ansehen.»Rogenmoser betont, dass wir «Beobachter» bleiben sollen. «Wir können und sollen nicht jedem Storch helfen.»

Was geschieht mit den Störchen in Lachen?

Heini Rogenmoser, der beim Storchennest zwischen dem 36er-Schulhaus und dem Seeparkplatzin Lachen vor rund einem Jahr eine Kamera installiert hat, macht sich keine Sorgen um die dort nistenden Störche, wenn voraussichtlich Ende April die Bagger auffahren, um das alte Schulhaus abzureissen(wir berichteten). «Ich habe es mit der Gemeinde genau angeschaut. Die Bäume bleiben, die Störche sollten davon also grundsätzlich nicht tangiert werden. Klar werden sie die Sache genau beobachten, doch ich denke nicht, dass sie den Horst verlassen werden.» Dies auch deshalb nicht, weil die Störche im April vermutlich gerade brütenwerden. «Ich bezweifle, dass sie ihre Eier dann im Stich lassen.»

Anouk Arbenz, Redaktion March24 & Höfe24