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Tuggen
25.01.2022
25.01.2022 12:35 Uhr

Neuer Glanz für das Steinhaus in Tuggen

So soll das Steinhaus künftig aussehen – hier die Ansicht von der einst seeseitigen Fassade.
So soll das Steinhaus künftig aussehen – hier die Ansicht von der einst seeseitigen Fassade. Bild: Jean-Jacques Auf der Maur
Dereinst soll das Marchmuseum einziehen. Bis dahin warten aufwendige Restaurations- und Umbau-Arbeiten auf das fast 600-jährige Haus am Gallusplatz.

Auf den ersten Blick macht das Steinhaus in Tuggen, von Einheimischen auch mit einem Augenzwinkern «Steinhaufen» genannt, einen wenig herrschaftlichen Eindruck. Doch der Schein trügt. 15 auf 14 Meter misst der Grundriss des stattlichen Baus, vier Stockwerke ist er hoch. Das Haus hat eine fast 600-jährige Geschichte.

Ein stattlicher Herrenhof mass laut Architekt Toni Schnellmann damals nur rund ein Viertel des Grundrisses. Schnellmann und Architekt Jean-Jacques Auf der Maur sind von der Stiftung Steinhaus Tuggen mit der Sanierung und dem Umbau des «Steinschatzes», wie sie das Haus von 1448 liebevoll umgetauft haben, betraut. Es ist auf höchster Ebene denkmalgeschützt. Nach Fertigstellung der Arbeiten soll das 1977 gegründete Marchmuseum hier einziehen – zurzeit ist es im Kraftwerk Rempen beheimatet.

Einst lag es direkt am See

«Das Haus lag einst unmittelbar am Wasser», erklärt Toni Schnellmann. Denn wo heute Kinder im Garten spielen, erstreckte sich der Tuggnersee, der um 1550 verlandete. Ein Rundgang um das Haus zeigt: In der repräsentativen Fassade mit Treppenaufgang an der damaligen Seefront waren unten drei Tore eingelassen. «Sie dienten dem Warenumschlag», erklärt Jean-Jacques Auf der Maur. Denn sie führen direkt ins Erdgeschoss, das mit groben Kopfsteinen gepflästert war und vermutlich als Lagerraum für Güter wie Salz und andere wertvolle Handelswaren diente.

Jean-Jacques Auf der Maur, Rolf Hinder und Toni Schnellmann (v. l.) Bild: Franziska Kohler

In diesem Geschoss werden Toiletten für die Besucherinnen und Besucher des Museums eingebaut und von hier aus gestaltet sich auch der Lift- und Treppenzugang zu den oberen Räumen. «Unser Ziel ist, das wertvolle Haus möglichst in seinem historischen Zustand zu erhalten», betont Auf der Maur. «Der Umbau geschehe im Einklang mit den denkmalschützerischen Vorgaben; ein anspruchsvolles Unterfangen, den Bau publikumsgerecht zu gestalten.

Farbe aus Russ

Im ersten Stock, dem «Piano nobile», sprich dem repräsentativen Geschoss, offenbaren sich weitere Kapitel der bewegten Geschichte des Steinhauses. Der vordere Saal diente vermutlich als eine Art Kontor oder Finanzraum, er ist vollständig mit Secco-Malereien verziert, die Rosenranken, ein Schiff, Bannerträger und andere Darstellungen aus der Lebenswelt der Tuggner zeigen. An den Balken prangen Kreidemarkierungen aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Sie stellen Währungsund Mengenzeichen dar.

Die Wand ist geschmückt mit Rosenranken. Bild: Franziska Kohler

Der hintere Saal schien als eine Art Ratssaal gedient zu haben. Er ist mit fast schwarzem Holz getäfert. «Die dunkle Farbe des Holzes besteht aus Russ und einem Bindemittel, das mögen die Holzwürmer nicht», erklärt Jean-Jacques Auf der Maur. Was zuerst praktischen Gründen entsprang, sei irgendwann zur Mode geworden.

Raum für regionale Geschichte

Das «Piano nobile» und das darüberliegende Geschoss soll dem Marchmuseum Raum für die Dauerausstellung bieten. Nicht gezeigte Teile der Sammlung sollen aber weiterhin in Rempen verbleiben. Auch das neu zu erstellende Treppenhaus soll zum Ausstellungsraum werden und allenfalls die Geschichte des Hauses dokumentieren. Für das Museumskonzept wird eigens eine Kuratorin oder ein Kurator eingestellt. Im Dachgeschoss ist ein Raum für Wechselausstellungen geplant.

Knapp die Hälfte ist finanziert

Im Frühsommer sollen als erstes der Dachstuhl ersetzt und das Dachgeschoss isoliert werden. Das Dach soll dereinst aussehen wie im Original aus dem 15. Jahrhundert. Die Fenster des Hauses stammen aus dem frühen 20 Jahrhundert.

Die einst seeseitige Fassade im heutigen Zustand. Bild: Franziska Kohler

Für den Umbau und die Restaurierung des Hauses sind gemäss Rolf Hinder 4,8 Mio. Fr. budgetiert – davon sind bereits 45 Prozent durch Subventionen von Bund und Kanton sowie Beiträgen von Stiftungen des Bezirks March und Privaten gedeckt. Die Stiftung ist weiterhin auf der Suche nach Sponsoren. Sie hofft, das Projekt mit Hilfe von Stiftungen, weiteren Mitteln der öffentlichen Hand und privater Sponsoren finanzieren zu können.

Franziska Kohler, Redaktion March24 & Höfe24