Auf seinen Abschied vom Radquersport hat er hingearbeitet, die ganze Weltcup-Saison 2019/20 war seine Abschiedstour. «Das war wichtig für mich. So konnte ich aus freien Stücken aufhören und musste nicht wegen einer Verletzung meine Karriere beenden», erklärt Wildhaber. Er ist zufrieden mit seinem sportlichen Werdegang, auch wenn der ganz grosse Erfolg ausgeblieben ist.
Zweimal wurde er Schweizer Meister in der Mountainbike Elimination, holte in dieser Disziplin 2015 auch eine EM-Bronzemedaille. Zudem kamen im Radquer ein 6. Rang im Weltcup, ein 8. an der EM, zwei Gesamtsiege an der EKZ Cross Tour sowie 14 internationale Elitesiege dazu.
Familie immer wichtiger
Am Sonntag feiert Wildhaber seinen 35. Geburtstag. Er ist just in dem Jahr geboren, als die grosse Radquerlegende Albert Zweifel seinen letzten Schweizer Meistertitel geholt hat. Als Familienvater zweier Töchter geniesst er die freie Zeit, die er nun nach dem Rücktritt hat. Nicht nur die vielen Reisen fallen weg, auch mit dem permanenten Sich-verbessern-wollen muss er sich nicht mehr beschäftigen. Das wurde mit zunehmender Dauer seiner Karriere eher zur Belastung. «Wenn du jung bist, beschäftigt dich das nicht so, wie dann, wenn du älter wirst», weiss der Routinier.
Lange musste er sich darüber keine Gedanken machen, das Rennfahrerleben und alles, was damit verbunden ist, war seine Leidenschaft. «Als ich 32 Jahre alt geworden bin, musste ich feststellen, dass alles ein bisschen schwerer geworden ist und ich nicht mehr besser werde.»
Druck ist weg
«Nach dem Rücktritt ist vieles einfacher geworden, auch wenn ich nun täglich viele Stunden im Velogeschäft in Siebnen stehe», gibt er zu. Nun gebe es keinen 24-stündigen Druck mehr, wie wenn man im rennsportlichen «Tunnel » drinstecken würde.
Auch aus diesem Grund hat er seinen Abgang in letzter Saison genau geplant und sehr genossen. Bereits «vom Sportlichen her wäre es letztes Jahr eine Saison zum Vergessen gewesen», blickt er ohne Reue zurück. «Bei jedem Rennen konnte ich sagen: Das ist nun das letzte Mal.»
Keine Reue
Bereut Marcel Wildhaber etwas? Da muss der Tuggner nicht lange überlegen: «Nein, auf keinen Fall. Wenn ich auf all die Jahre zurückschaue, bin ich sehr zufrieden. Als 18-Jähriger hätte ich nie gedacht, dass ich so lange Radrennen fahren, solch grossartige Momente erleben und so weit in der Welt herumkommen darf.»
Der Märchler muss lange überlegen, welche sportlichen Höhepunkte ihm in seiner langen Radlaufbahn in den Sinn kommen. «Ein Schweizer Meistertrikotübergestreift zu bekommen ist schon einzigartig»,erinnert er sich mit einem Leuchten in seinen Augen.«Der erste Schweizer Meistertitel 2013 war schon speziell, denn kurz zuvor war mein Vater gestorben.» Auch an EM-Bronze 2015 und Reisen mit der Nationalmannschaft an Europa- oder Weltmeisterschaften in Südafrika erinnert er sich gerne.
Wissen weitergeben
Ganz mit Sport aufhören kann Wildhaber nicht. «Ich habe letztes Jahr den J+S-Leiter gemacht.» Im Veloclub Eschenbach will er sein Wissen einbringen. In dem Verein, aus dessen erfolgreichen Nachwuchsförderung er als Erster gross herausgekommen ist. Seine Rolle im VC Eschenbach sei auch noch nicht so genau definiert. «Ich strebe aber bewusst nicht bereits jetzt den Posten eines Teamchefs an», so Wildhaber weiter. «Denn dann wäre ich ja wieder viel unterwegs und weg von meiner Familie.»
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