Morgen ist es wieder soweit: Am Frühstückstisch bekommen Gross und Klein die Chance, für einen Tag lang Königin oder König zu sein. Bestimmen tut dies der Zufall – und zwar durch das Stück des Dreikönigskuchens, in dem sich die weisse oder goldene Königsfigur befindet.
Arbeitsfrei am Dreikönigstag haben zwar nur die katholischen Kantone, doch gilt der 6. Januar schweizweit als Feiertag, zu dem das süsse Frühstück einfach dazugehört. Insgesamt werden hierzulande dafür rund 1.5 Millionen Dreikönigskuchen gebacken. In den Ausserschwyzer Bäckereien wie etwa die Bäckerei Knobel in Altendorf, Galgenen, Lachen und Tuggen und in der Bäckerei Holzofen in Wollerau kann man sich jetzt schon mit einem Dreikönigskuchen eindecken. Bis und mit dem 6. Januar werden sie täglich frisch hergestellt. Die Bäckerei Knobel verkauft in ihren Märchlern Filialen insgesamt um die 800 Stück, die kleinere Höfner Bäckerei Holzofen verkauft um die fünfzig Dreikönigskuchen.
So sehr dieser Brauch zur Schweizer Kultur zählt, woher kommt er eigentlich? Wie ging das nochmal mit den drei Königen aus dem Morgenland und was haben diese mit dem Kuchen zu tun?
Der Dreikönigstag als Gotteserkenntnis
Was die überlieferte christlich-religiöse Geschichte betrifft, gibt Joachim Cavicchini, Diakon vom Seelsorgeraum Berg, Auskunft. «Am sogenannten Dreikönigstag denken wir daran, wie drei Gelehrte aus dem Morgenland das Jesuskind mit Maria und Josef im Stall von Bethlehem besuchten.» Die drei Gelehrten, die man heutzutage als König Caspar, Melchior und Balthasar kennt, reisten von weit her, um den neuen König der Juden, also Jesus, mit Gold, Weihrauch und Mhyrre zu beschenken. Den Weg zum Aufentshaltort von Gottes Sohn hatte ihnen ein Stern, bekannt als der Stern von Bethlehem, gewiesen. «Die drei Könige symbolisieren der ganzen Welt, dass im Jesuskind der Erlöser aller Menschen erschienen ist», so Cavicchini. Am Dreikönigstag wird also diese Möglichkeit der Gotteserkenntnis gefeiert.
Die drei Könige als Haussegner und Spendensammler
Für die christlichen Werte von Bedeutung ist an diesem Fest nicht der Dreikönigskuchen, sondern die Taten, welche aus dieser Erkenntnis folgten. So geht die Tradition der Sternsinger auf die überlieferte Geschichte um Caspar, Melchior und Balthasar zurück. Heute gehen die Sternsinger als drei Könige verkleidet von Haus zu Haus, um das Gebäude zu segnen. Dies tun sie, indem sie die Buchstaben C+M+B an die Haustür schreiben. Die drei Buchstaben bedeuten so viel wie «Christus mansionem benedicat» (zu Deutsch: «Christus segne dieses Haus»). Neben der Haussegnung sammeln die Sternsinger auch Spenden für Hilfsprojekte auf der ganzen Welt.
Auf der Suche nach Gipfeli und Grittibänz auf Dreikönigskuchen gestossen
Bis zum Jahr 1953 feierte die Schweiz den Dreikönigstag ohne das süsse Gebäck mit Figur und Krone. Dafür verantwortlich, dass der Dreikönigskuchen am 6. Januar auf dem Frühstückstisch steht, war der Berner Hobby-Brotforscher Max Währen. Dieser soll, auf der Suche nach dem Ursprung schweizerischer Gebäcksformen wie dem Gipfeli oder dem Grittibänz, auf den Brauch des Dreikönigkuchens gestossen sein. In seiner Publikation «Der Königskuchen und sein Fest» von 1958 vermittelte er seine Recherchen, welche ergaben, dass der Brauch 1390 in die Schweiz gekommen war, sich aber sogar auf ein römisches Volksfest lang vor Christus zurückverfolgen liesse.
Königswürde für Finder
Am 3. Januar 1953 schrieb die «NZZ» einen Artikel als Ankündigung auf den neu eingeführten Dreikönigskuchen. Dessen Brauch und Funktion beschrieb die Zeitung so: «Der Volksbrauch besteht darin, dass in einem am Dreikönigstag auf den Tisch gebrachten Kuchen ein Gegenstand – eine Münze, ein Figürchen oder eine Bohne – eingebacken wird. Der Finder dieses eigenartigen Lotterietreffers wird dann in seinem Kreise […] für befristete Zeit mit den Insignien der Königswürde und einer mehr oder weniger grossen Machthülle ausgestattet.» An Königshöfen, so die «NZZ» weiter, hätten diese Bohnenkönige als eine Art potenzierter Hofnarren geamtet. Dabei hätten sie sich sogar über den wirklichen König stellen dürfen, welcher dem glücklichen Bohnenfinder die Macht für die Frist ihrer Regierungszeit überliess.
Ein Hobby-Brotforscher belebt alten Volksbrauch
Letztendlich liegen für den genauen Ursprung des Volksbrauchs um den Bohnenkönig keine handfesten Beweise, zum Teil aber zuverlässige Indizien vor. Klar jedoch ist, dass die Schweiz es dem Hobby-Brotforscher Max Währen und dem Bäcker- und Konditorenmeisterverband zu verdanken hat, dass der Volksbrauch 1953 mit 50 000 Dreikönigskuchen wieder eingeführt wurde und bis heute gefeiert wird.