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Auto & Mobil
27.12.2021
23.12.2021 09:07 Uhr

Die «schönste Raststätte der Schweiz» wird 50

Die Raststätte Fuchsberg heute.
Die Raststätte Fuchsberg heute. Bild: Lars Morger
Die Raststätte Fuchsberg zwischen Pfäffikon und Wollerau auf Gemeindegebiet Freienbach wurde 1971 gebaut und am 4. Februar 1972 eröffnet. Ein Rückblick zum runden Geburtstag.

n den 60er-Jahren wurde die Welt immer mobiler, das Auto bestimmte immer mehr den Alltag. Der Sprit wurde mit 50 Rappen pro Liter erschwinglicher und die Fahrzeuge schneller. Eine Autobahn nach der anderen wurde gebaut und veränderte das Landschaftsbild in der Schweiz nachhaltig. Dennoch kam die erste Autobahn-Tankstelle erst im Jahr 1967 – in Kölliken im Kanton Aargau. Man glaubt es nicht, aber früher waren es Apotheken und Drogerien, welche die Automobilisten mit Sprit versorgten. Ausserschwyzerinnen und Ausserschwyzer mussten vermutlich in den Nachbarkanton, um zu tanken.

Eine der Ersten

Zu den ersten Autobahnraststätten der Schweiz zählt auch jene in Fuchsberg bei Kilometer 132. Viele Dokumente zur Geschichte der Raststätte zwischen Pfäffikon und Wollerau auf Gemeindegebiet Freienbach gibt es leider nicht mehr. Sie gehört heute dem aserbaidschanischen Unternehmen Socar, das Grundstück aber noch dem Kanton Schwyz. Sie hat die Raststätte im Baurecht vergeben. Damals an Esso Standard Switzerland.

In zehn Monaten gebaut

Die Raststätte mit Restaurant, betreuter Tankanlage (ja, damals übernahmen Tankwarte im Übergwändli den Service!), Autoshop, Kiosk, Souvenirladen und heizbarer Fussgängerüberführung wurde in einem Rekordtempo gebaut. Im Frühling 1971 begannen die Bauarbeiten, im Februar 1972 wurde die Raststätte eröffnet, das Restaurant sogar bereits am 13. Dezember 1971. Von Esso gabs als Begrüssungsgeschenk eine Pannenlampe geschenkt. Die Raststätte war damals noch dreistöckig (siehe Foto), rund 200 Personen konnte das Autobahn-Restaurant Fuchsberg mit Terrasse beherbergen.

Die Raststätte Fuchsberg wird gebaut: ein Foto aus dem Jahr 1971. Damals war sie noch mehrstöckig und hatte eine Terrasse. Bild: ETH-Bibliothek Zürich/ Kurt Schollenberger

«Schönste Raststätte der Schweiz»

Albert Tanner der Bächau Immobilien AG war der «Initiant dieser Verpflegungsstätte », der zusammen mit sechs weiteren Hoteliers und Wirten aus dem Kanton Schwyz das Restaurant führte. Weil man vom Restaurant aus auf den Zürichsee blicken konnte, wurde die Raststätte mehrmals als «schönste Raststätte der Schweiz» bezeichnet, die Bedienung als «tadellos». Der ETH-Ingenieur Hans J. Rapp sagte schon vor dem Bau: «Wenn die sorgfältig ausgestaltete Anlage mit der Zeit noch natürlicher in die Landschaft einwächst, wird der Rastplatz Fuchsberg zu den schönsten unserer Landes gehören.» Die N3 war damals erst in den Höfen und bis Lachen fertiggestellt.

McDonald’s kommt – und bleibt

Anfang der 90er-Jahre kam der nächste grosse Meilenstein in der Geschichte der ersten Schwyzer Raststätte. Das bis heute einzige McDonald’s-Restaurant im Kanton Schwyz suchte sich den Fuchsberg als weiteren Standort aus. Das ganze Gebäude – noch immer in Besitz der Esso – wurde komplett umgebaut. Das nun einstöckige Gebäude mit McDrive wurde 1995 neu eröffnet. Das Konzept funktionierte.

Fussgängerbrücke ersetzt

Bald schon musste die 40 Meter lange Fussgängerbrücke ersetzt werden. Im Auftrag von McDonald’s und Autogrill Schweiz stellte sich die EBP Schweiz AG der Herausforderung, die Beton-Brücke und beiden Treppentürme abzubrechen, ohne die Autobahn sperren zu müssen und mit nur einer kurzen Unterbrechung der Fussgängerverbindung. Im Zeitraum von 2001 bis 2004 fanden diese Arbeiten statt. Durch die Umplatzierung gab es jetzt eine direkte Verbindung von den Parkplätzen Süd zum Restaurant.

Über hundert Waffen im Wagen

Im Oktober 2006 fand am Tatort Fuchsberg ein regelrechter Krimi statt. Die Kantonspolizeien von Freiburg und Schwyz sowie die Bundeskriminalund Militärpolizei stellten in einem Lieferwagen auf der Raststätte vier Diebe, welche in der Gemeinde Marly 82 Sturmgewehre, drei Pistolen, 43 Einheiten Taschenmunition, zehn Nachtsichtgeräte und drei Infrarot-Pointer gestohlen hatten.

Schauplatz von Unfällen und eines Scherzes

Etliche Unfälle ereigneten sich in diesen 5o Jahren an und neben der Raststätte. Im Juni 2015 geriet an der Tankstelle ein Auto in Brand, Personen wurden allerdings keine verletzt, nur die Tankstelle leicht beschädigt. Auch zum Schauplatz eines Scherzes wurde die Raststätte – als Wädenswiler Fasnächtler dort als Gegenschlag zur Schwyzer Willkommenstafel eine «Willkommen im Kanton Zürich»Tafel aufstellten.

Im Oktober 2009 ersetzte ein Migrolino die Migros-Filiale und den Kiosk der Valora-Gruppe an der Raststätte. Das Non-Food-Sortiment wurde leicht reduziert, das Sortiment von Kiosk und Migros in der Migrolino-Filiale quasi vereint. Sonst veränderte sich dadurch nicht viel.

Socar übernimmt Tankstelle

Das nächste Ereignis in der Geschichte der Raststätte liest sich erst Mitte 2013, als Socar die Esso-Tankstellen übernahm. Zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft feierten die Übernahme.

Migrolino geht Konkurs

Im Juli 2015 sorgte das Konkursverfahren um den Migrolino-Betreiber an der Raststätte Fuchsberg für Aufsehen. An die Stelle der AK Management GmbH trat neu die MRS Services, die auch die Standorte Volketswil und Hinwil betreibt. Für die Inventur wurde der Laden für einen Tag geschlossen. Die Migros-Tochter versicherte, dass die Einstellung nicht am Standort gelegen habe. Es wurde gemunkelt, dass der Konkurs mit den hohen Preisen im Shop zu tun hatte.

Kellner im McDonald’s

Zwei Jahre später, im November 2017, präsentierte McDonald’s ein neues Konzept: Die Gäste wurden am Eingang von der Kellnerin oder vom Kellner begrüsst und an einen Tisch geführt. Das Essen wurde dann auf Wunsch auch an den Platz gebracht. Gleichzeitig wurden sechs Bestellautomaten angeschafft. Wie wir heute wissen, haben sich diese durchgesetzt.

Die Jahre 2020 und 2021 waren geprägt von kleineren Bauarbeiten für die Abwasseranlage und neue Leuchtreklamen.

Anouk Arbenz, Redaktion March 24 und Höfe 24